Stimmen zur neuen CD

Fabio Luisi verabschiedet sich von Wien mit Margarita Höhenrieder

"Es war eine Odyssee für Fabio Luisi: Graz, Grafenegg, Leipzig, Genf, dann der viel beachtete Posten als Chefdirigent der Staatskapelle Dresden und schließlich Wien. Dort, am Pult der Wiener Symphoniker, hatte der Dirigent von 2005 bis 2013 seine bislang kontinuierlichste Wirkungsstätte gefunden. Und das hatte sehr positive Konsequenzen: Luisi hat das Orchester, das lange im Schatten der Wiener Philharmoniker stand, zu alter Stärke zurückgeführt.

Schließlich waren die Wiener Symphoniker einst das Orchester Furtwänglers, Swarowskys, Karajans und Sawallischs gewesen. Dieser Ruhm hatte in den 1990er-Jahren doch eine leichte Blässe bekommen. Luisi aber hat dem Orchester wieder Weltgeltung verschafft.

Mit einem grandiosen Album verabschiedet sich der Italiener nun von seinem Wiener Arbeitsplatz. Das überirdisch schöne Klavierkonzert KV 488 von Wolfgang Amadeus Mozart trifft hierbei auf Chopins selten gehörte Variationen über Mozarts „Don Giovanni“-Arie „la ci darem la mano“ sowie auf Robert Schumanns anspruchsvolles a-Moll-Konzert.

Als Solistin konnte Margarita Höhenrieder gewonnen werden. Die BUSONI-Preisträgerin studierte einst bei Leon Fleisher und fand in Alfred Brendel einen langjährigen Berater und Mentor. Trotz enthusiastischer Rezensionen und höchster Anerkennung aus der Fachwelt hielt sie sich stets fern vom großen Rampenlicht. Ihre seltenen Konzerte besitzen den Charakter von auserlesenen Musikereignissen.

Die Wiener Symphoniker entfalten auf diesem Album im Team mit Höhenrieder eine herausragende musikalische Qualität. Ihr Mozart besitzt eine seltene Noblesse und Anmut, ohne dass es ihm an Spritzigkeit mangeln würde. Man beachte die samtigen Streicher, die fabelhaften Holzbläser und den dynamisch hoch differenzierungsfähigen Vortrag Höhenrieders.

Die „la ci darem la mano“-Variationen Chopins sind nur selten auf Tonträger zu hören, was es umso erfreulicher macht, dass sie hier in einer Interpretation vorliegen, die man als Spitzenklasse titulieren darf.

Das abschließende Highlight ist Robert Schumanns Klavierkonzert. Während es viele Einspielungen dieses Werkes gibt, die man als technisch perfekt einstufen kann, sind Aufnahmen, die auch in Sachen Phrasierung und Musikalität überzeugen rar gesät. Den Wienern und Margarita Höhenrieder gelingt unter diesem Aspekt eine der überzeugendsten Einspielungen in jüngerer Zeit. Wie wunderbar leicht klingend Höhenrieder und Luisi dieses Werk in seiner diffizilen Rhythmik ausleuchten, ist beglückend."

Rainer Aschemeier in CLASS:aktuell 2014/1, S. 17